Punchout – Warum B2B-Händler auf OCI, Ariba & Co. setzen sollten
Punchout-Technologien wie OCI, Ariba oder auch EDI stellen einen effizienten Bestellweg für Großkunden dar. Für die Beschaffung können Einkäufer damit auf den Katalog eines Händlers zugreifen und automatisiert Bestellungen auslösen. Und zwar direkt aus ihrem ERP- oder E-Procurement-System heraus. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Punchout-Ansätze und zeigt praktische Anwendungsmöglichkeiten im B2B E-Commerce auf. Lesen Sie außerdem, welche Vorteile Punchout für Händler und ihre Großkunden hat.
Egal, welche Punchout-Technologie zum Einsatz kommt, die Idee dahinter ist immer die gleiche: Es geht darum, im B2B E-Commerce Bestellwege zu verkürzen und Beschaffungsprozesse effizienter zu gestalten. Ein B2B-Katalog wird dabei direkt mit dem E-Procurement-System oder ERP eines Kunden verbunden. Der Einkäufer kann direkt aus SAP, Dynamics NAV, Dynamics AX oder Dynamics 365 Business Central oder einem anderen ERP heraus bestellen. Außerdem können Dokumente wie Rechnungen und Lieferscheine ausgetauscht werden.
Für Händler im B2B-Bereich ist Punchout ein Game Changer. Denn der enorme Konkurrenz- und Preisdruck im E-Commerce und der allgemeine Trend hin zu B2B-Marktplätzen bewirken, dass viele Kunden keinen festen Lieferanten mehr haben. B2B-Händlern gehen also wertvolle Stammkunden verloren.
Über Ariba, OCI oder EDI wird ein Händler dagegen zum bevorzugten Ausrüster eines Kunden. Die Geschäftskunden, die über eine Punchout-Schnittstelle angebunden sind, stöbern nicht bei jedem Einkauf im Internet nach einem möglichen Lieferanten. Sie bestellen auf Basis eines Rahmenvertrags bei ihrem festgelegten Lieferanten. Ein besseres Instrument für die Kundenbindung gibt es im B2B-Handel nicht.
Punchout-Technologien: Ariba, OCI und EDI
Es gibt verschiedene Punchout-Schnittstellen und auch verschiedene Integrationsgrade. In einem geschlossenen System sind zum Beispiel nur die Katalog- und ERP-Systeme zweier Unternehmen miteinander verbunden. In einem offenen System kann ein Kunde über eine Plattform auf verschiedene Punchout-Kataloge zugreifen und seine Einkäufe tätigen, fast wie auf einem B2B-Marktplatz.
Welche Punchout-Technologien gibt es?
- OCI (SAP)
- CXML (Ariba)
- EDI/EDIFACT (UN)
Das von SAP entwickelte Open Catalog Interface (OCI) dient dazu, Katalogdaten zwischen SAP und externen Katalogen eines Lieferanten auszutauschen. Über den OCI-Standard können sich Großunternehmen direkt mit ihrem Händler verbinden, um Bestellungen in ihrem SAP zu tätigen. OCI beschränkt sich aber nicht ausschließlich auf SAP, sondern kann auch mit anderen ERP-Systemen genutzt werden.
Ariba nutzt für den Datenaustausch CXML und eignet sich für Unternehmen, die die Vorteile von Punchout und Marktplätzen verbinden möchten. Die Schnittstelle bindet ein beliebiges ERP oder E-Procurement des Unternehmens an das Ariba Network an. Dabei handelt es sich um eine Art B2B-Marktplatz für Punchout-Kataloge. Einkäufer können über dieses System nicht nur Bestellungen bei bestehenden Partnern abwickeln, sondern auf der Plattform auch weitere Produkte und Lieferanten suchen. Die Ariba-Plattform wurde 2012 von SAP gekauft.
Schon etwas älter ist Electronic Data Interchange (EDI), ein Standard der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1986. Auch heute noch kommt EDI unter anderem in Legacy-Software für den elektronischen Datenaustausch zwischen Unternehmen zum Einsatz, zum Beispiel mit Hilfe des EDIFACT-Verfahrens. Wie bei OCI lassen sich damit Prozesse automatisieren: Händler und Kunden können Bestelldaten sowie Dokumente über OCI austauschen.
Wie läuft der Bestellprozess über OCI mit SAP ab?
Bei Punchout ist der Katalog eines Händlers über die Schnittstelle OCI direkt mit dem ERP oder E-Procurement eines Kunden verbunden. Am Beispiel einer Punchout-Integration mit einem festen Lieferanten würde der Kaufprozess für den Einkäufer in der Regel so ablaufen:
Beispiel: Bestellprozess mit OCI-Punchout via SAP
- 1. Der Kunde sucht nach den gewünschten Produkten in seinem SAP-System.
- 2. In einem Fenster in SAP öffnet sich der Onlineshop des Händlers.
- 3. Der Kunde kann im Shop wie gewohnt seinen Warenkorb füllen.
- 4. Statt eines Kaufen-Buttons wird der Warenkorb an das ERP des Kunden übergeben.
- 5. Eine Bestellung wird in SAP ausgelöst.
- 6. Der Auftrag wird automatisch an den Händler übermittelt.
Mit einer Middleware wie dem B2B-Connector wird die Punchout-Bestellung vom Shopsystem sofort an das ERP des Händlers weitergegeben. Dadurch profitiert auch der B2B-Händler von einem schnellen und automatisierten Bestellvorgang.
Ein Punchout-Bestellprozess über Ariba
Über das Ariba Network funktioniert der Prozess sehr ähnlich wie bei OCI. Die E-Commerce-Plattform des Händlers muss für eine solche Punchout-Funktion zunächst über eine Schnittstelle wie XML/CXML an den Ariba-Marktplatz angebunden werden. So läuft der Bestellprozess über Ariba ab:
Beispiel: Ariba-Punchout-Bestellablauf
- 1. Die Customer Journey des B2B-Kunden beginnt über SAP im Ariba Network.
- 2. Der Kunde wählt hier den Katalog seines Zulieferers aus.
- 3. In einem Fenster wechselt der Kunde zum Shop des Händlers.
- 4. Aus dem vorgefilterten Sortiment gemäß des bestehenden Rahmenvertrags kann der Einkäufer Produkte auswählen.
- 5. Der Kunde füllt wie gewohnt seinen Warenkorb.
- 6. Anstelle eines klassischen Checkouts wird der Warenkorb über die Ariba-Schnittstelle an den Händler übergeben.
Der Kunde muss beim Einkauf über OCI oder Ariba also nicht auf den Komfort eines modernen B2B-Onlineshops verzichten. Er kann wie gewohnt nach Artikeln suchen, filtern und sich über die Produktattribute informieren. Nur der klassische Checkout entfällt. Stattdessen wird der Warenkorb automatisch an den Händler gesendet. Natürlich werden dabei auch Freigabeprozesse und weitere Workflows berücksichtigt.
Warum setzen B2B-Kunden auf Punchout?
Direkt aus ihrem ERP heraus haben Einkäufer mit Punchout Zugriff auf aktuelle Produktinformationen, Lagerbestände und Preise inklusive Ersatzteile und Zubehör, genau wie beim Einkauf im B2B-Onlineshop.
Beim Einkauf via Punchout werden dem B2B-Einkäufer nur Produkte oder Sortimente angezeigt, die das Unternehmen gemäß vertraglicher Vereinbarungen bei diesem Händler bezieht. Das heißt, der Kunde sieht einen speziell für ihn zusammengestellten Punchout-Katalog.
Die Personalisierung geht aber noch weiter, denn via Punchout können auch die individuell ausgehandelten Preise, Rabatte etc. des Kunden abgebildet werden. Außerdem nutzt der Kunde wie gewohnt seine Workflows und Freigabeprozesse bei der Beschaffung via Punchout.
Der Kunde muss sich für einen Einkauf nicht erst im Onlineshop anmelden oder Lieferadresse und Zahlungsinformationen angeben. Der zusammengestellte Warenkorb des Einkäufers wird automatisch in eine Bestellung umgewandelt und an den Shop des Händlers übergeben.
Punchout über Ariba oder OCI steigert also die Effizienz der Beschaffungsprozesse und automatisiert diese weitgehend.
Vorteile für B2B-Kunden:
- Direkter Zugriff auf Punchout-Katalogdaten aus dem ERP-System heraus
- Berücksichtigung von Rahmenverträgen inkl. speziellem Sortiment und Preisen
- Keine zusätzlichen Zugangsdaten nötig
- Verkürzter Bestellprozess für den Einkäufer
- Schlanke Prozesse durch automatische Datenübertragung ans ERP
Was bringt Ariba oder OCI für Großhändler?
Auch für den Großhändler bietet Punchout viele Vorteile. Denn jedes größere Unternehmen hat ein ERP oder E-Procurement im Einsatz. Viele Großunternehmen setzen auch schon Punchout-Technologien wie OCI, EDI oder Ariba ein, um ihr Beschaffungswesen zu entlasten. Bietet ein Händler seinen B2B-Kunden eine Punchout-Integration an, stärkt dies nachhaltig die Kundenbindung.
Während im klassischen E-Commerce viele Händler um Sichtbarkeit ringen müssen und sich mit anderen Wettbewerbern immer wieder neu um Aufträge bemühen, ist der Punchout-Katalog prominent im ERP des Kunden integriert. Ein Punchout-Kunde bezieht seine Produkte vorrangig bei dem angebundenen Händler.
Dank Punchout-Integration können Bestellungen im ERP oder E-Procurement-System des Kunden automatisiert ausgelöst werden und über eine Middleware vom Shop auch direkt an das ERP-System des Händlers weitergeleitet werden. Somit werden durch OCI, Ariba und Co. auch beim Händler schlanke Prozesse möglich.
Vorteile für B2B-Händler:
- Starkes Kundenbindungsinstrument für Großkunden
- Händler werden zum bevorzugten Ausrüster für ihre Punchout-Kunden
- Der Umsatz mit bestehenden Kunden steigt
- Neue Kunden können angesprochen werden, für die Punchout eine Anforderung ist
Fazit
Für Kunden und Händler liegen die Vorteile einer Punchout-Implementierung auf der Hand. Punchout bildet bestehende Rahmenverträge und Kaufprozesse des Kunden ideal ab, automatisiert sie und entlastet das Beschaffungswesen. Auch für Händler bietet Punchout eine Reihe an Vorteilen gegenüber dem klassischen Vertrieb und dem Verkauf über den regulären Onlineshop. Prozesse können automatisiert werden, und Punchout-Kunden sind durch die enge Integration über OCI oder Ariba besonders loyale Kunden.
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